Der Kopf des Königs – Recht, Disziplin und Regierung bei Foucault

Zusammenfassung

In der sozialwissenschaftlichen und philosophischen Foucaultrezeption wird bis heute von einem wichtigen theoretischen Bruch in dessen Werk ausgegangen. Dieser Annahme zufolge wird die Genealogie der Macht in den letzten Arbeiten Foucaults von einer Theorie des Subjekts abgelöst. Auf der Grundlage teilweise unbekannten Materials soll in einer werkimmanenten Rekonstruktion und Systematisierung der Machtproblematik Foucaults gezeigt werden, dass diese Interpretation korrekturbedürftig ist. Dabei wird zunächst die von Foucault in Kritik an juridisch-diskursiven Konzeptionen entwickelte strategisch-technologische Machtanalytik dargestellt. Die Konzentration der Analytik auf Disziplinierungsprozesse im Kontext einer „Mikrophysik der Macht“ führt jedoch ihrerseits zu Problemen, die eine angemessene Thematisierung subjekt- und staatstheoretischer Fragestellungen verhindern. Meine These lautet, dass der von Foucault Ende der 70er Jahre entwickelte Begriff der Regierung eine Reaktion auf diese Probleme darstellt. Er signalisiert jedoch nicht die Aufgabe, sondern eine Erweiterung der Machtanalytik, in deren Mittelpunkt die Frage nach dem Verhältnis von Subjektkonstitution und der Konstitution des modernen Staates rückt.